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Wenn Geschichten triggern…

Schon seit Längerem verfolge ich die Debatten auf Social Media, ob Triggerwarnungen (oder auch Content Notes, kurz CN) unbedingt nötig sind. Immerhin ist es ein recht neues Phänomen, das Lesende sie fordern und Schreibende darüber nachdenken, diese in ihre Bücher hinzuzufügen. Und wenn ich ehrlich bin, versteh ich beide Seiten.

Ich habe das Gefühl, dass vor allem Autor:innen sich gegen Triggerwarnungen aussprechen. Doch auch von Lesenden hört man immer wieder, dass sie nicht nötig seien. Es gibt die Befürchtung, dass die Handlung gespoiltert oder zu vorhersehbar wird.

Die Angst kann ich gut nachvollziehen. Immerhin sitzen Schreibende oft Stunden daran, einen guten Plottwist zu konstruieren, der weder an den Haaren herbeigezogen wirkt, noch zu vorhersehbar ist. Dass nicht jeder Lesende von meinen Plottwists überrascht ist, ist klar, aber vorher schon verraten, was passiert?
Nein. Und an diesen Punkt denke ich, dass manche Personen nicht ganz verstehen, was der Sinn hinter einer Triggerwarnung sein soll. Es sind kurze Schlagworte, die einem Lesenden auf das Kommende vorbereiten soll.
Ein Beispiel: Das heißt, dass ich nicht schreibe: „Auf Seite 67 wird Inzest thematisiert“, sondern das am Anfang (oder Ende je nach Geschmack) steht, dass in dem Buch Inzest thematisiert wird. Dadurch, dass ich aber den potenziellen Lesenden sage, dass Inzest ein Thema sein wird, kann jede:r für sich selbst entscheiden, ob das ein Thema ist, über das er/sie lesen will.

Natürlich muss nicht jedes noch so kleines Thema aufgezählt werden. Das würde die Liste nur unnötig lang machen und man verliert den Überblick. Ich muss nicht bei einem Krimi dazuschreiben, dass ein Mord geschieht oder bei einem offensichtlichen Horror-Buch, dass Horror-Elemente vorkommen. Triggerwarnungen sind ab dem Punkt wichtig und sinnvoll, wenn ein Buch von den Erwartungen des Lesenden abweichen. Damit meine ich Themen wie Vergewaltigung, Entführung, vielleicht auch Drogenmissbrauch (inklusive Alkohol) und so weiter. In einem Splatter muss nicht dazu gesagt werden, dass es blutig werden kann, aber wenn in einem Liebesroman jemand umgebracht wird, kann es sinnvoll sein, Lesende vorzuwarnen.

Triggerwarnungen helfen Menschen. Wie das Wort schon sagt, warnen sie vor Triggern. Ich bin eine der glücklichen Menschen, die nicht so leicht getriggert werden können, doch es gibt genug Menschen, die Traumata durchlebt haben. Auch sie sollten das Privileg genießen dürfen, ein Buch zu lesen und dabei der Realität zu entfliehen, ohne sich ständig mit den Themen konfrontieren zu müssen, die ihnen nicht gut tun. Da sind Triggerwarnungen nur eine der Möglichkeiten, diesen Umgehen von Themen einfach möglich zu machen.

Doch nicht nur die Rücksicht auf andere Menschen resultiert aus einem Benutzen von Triggerwarnungen. Ich als Leserin habe einen wunderbaren Überblick über die Themen, die ein Buch behandelt. Ich kann mir vor dem Lesen immer überlegen, mit welchen Dingen ich mich gerade konfrontieren möchte und worauf ich eher keine Lust habe. Es macht die Auswahl der Lektüre unheimlich viel einfacher und ermöglicht mir auch, Themen einfach zu vermeiden.

Was bedeutet das jetzt für meine Bücher? Naja, erst mal nicht viel. In Lockdown Love habe ich keine Triggerwarnungen. Nicht, weil ich keine Warnungen setzen wollte, sondern weil ich meiner Meinung keine brauche. Das einzige Thema, das angesprochen wird, was triggern könnte, steht schon im Titel: Lockdown. Ansonsten gibt es keine Gewalt, Missbrauch, Mord oder Ähnliches. Es ist eine lockere Liebesgeschichte. Zugegebenermaßen sind nicht alle meine Bücher so. Sonst hinterlasse ich oftmals Spuren, die nach Blut und Alkohol riechen. Mein Plan ist es zukünftig mehr mit Verlagen zu arbeiten. Und falls nötig und sinnvoll, wird es Triggerwarnungen geben.

Wünschst du dir Triggerwarnungen in Büchern? Wenn ja: Welche Themen sind dir wichtig, dass sie angegeben werden?

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  1. Wenn man sich als Autor oder Schriftsteller immer Gedanken machen müsste, was bestimmte Menschen triggern könnte, dann würde das die eigene Schaffenskraft einschränken und hemmen. Ist es denn wirklich klar, dass Triggerwarnungen psychisch erkrankten Menschen tatsächlich (auch langfristig) eine Hilfe sind? Ich könnte mir vorstelen, dass solche Triggerwarnungen eher die Position als Opfer festigen. Jede Triggerwarnung ist ja mehr oder weniger eine Bestätigung dass man nicht gesund ist, sondern krank. Es ist insofern auch jedes mal eine Krankheitsvordefinierung. Ich würde stark in Frage stellen ob Triggerwarnungen der Gesundheit wirklich förderlich sind, lass mich aber natürlich auch gern vom Gegenteil überzeugen, wenn es da viele Studien dazu gäbe. Eine Triggerwarnung kann ja selbst sogar fast schon ein Trigger sein, oder nicht?

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