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Er wischte sich das Blut von den Händen und… #WritingFriday

Neuer Monat – neue Schreibaufgaben. Die Übersicht findest du hier.

Dieses Mal habe ich das Thema gewählt: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: “Er wischte sich das Blut von den Händen und…” beginnt.

Er wischte sich das Blut von den Händen und schaute in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Der Geruch des Blutes mischte sich mit dem des Krankenhauses und ergaben eine groteske Mischung, bei dessen Geruch ihm sich immer seine Nackenhaare aufstellten.
Das kalte Licht reflektierte sich in dem Spiegel und ließ das Zimmer noch kleiner und ungemütlicher wirken. Er mochte diese Stille nach der Operation nicht. Wenn er den Raum verließ und das gleichmäßige Piepen des Monitors durch die dicke Tür verschluckt wurde, war die Welt um ihn herum plötzlich still. Solange es der Monitor regelmäßig piepste, war alles gut.
Von weit weg hörte er das Wasser rauschen und streckte seine Hände wieder unter den Strahl, um auch den letzten Rest der zähen roten Flüssigkeit von seinen Händen zu bekommen.
Die letzten Stunden waren anstrengend gewesen und er erkannte sich selbst kaum in dem kleinen Spiegel wieder. Er sah müde aus. Erschöpfter als nach den letzten Operationen. Das war nicht verwunderlich, immerhin hatte er viele Stunden für diesen eigentlich simplen Eingriff gebraucht. Mitten in der Operation hatte er ein Gerinnsel entdeckt und dann war da noch der Assistent, der einfachste Anweisungen nicht ausführen konnte. Statt knapp einer Stunde hatte er den halben Tag im OP verbracht.
Er seufzte. Sein Feierabend war schon vor über zwei Stunden fällig gewesen. Ein wenig kaltes Wasser fand den Weg in sein Gesicht und so war er wenigstens etwas munterer. Trotzdem schauten ihn zwei große müde Augen aus einem eingefallenen Gesicht an. „Langer Tag, hmm?“, fragte er sein Spiegelbild und nickte sich selbst zur Bestätigung zu.
Die Tür neben ihm öffnete sich. Eine der Assistenzärztinnen trat zu ihm in das kleine Zimmer. Sie lächelte ihm nur stumm zu. Sie sah mindestens genauso müde aus wie er.
„Schönen Feierabend“, sagte sie noch matt, als er den Raum verließ. Er nickte nur. Lange hatte er sich nicht mehr so sehr auf sein Bett gefreut.
„Ein Leben gerettet“, murmelte er zu sich selbst, als er zu seinem Auto ging, „das war es wert.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er sich an den Grund erinnerte, warum er das tat.


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